Lehm
und Bauphysik Günstige Erhaltungschancen bestehen immer dort, wo es um Baustoffe und Bauteile geht, die von sich aus in der Lage sind, dem physikalischen Verschleiß auf lange Zeit Widerstand zu leisten, und die zudem über Eigenschaften verfügen, die heutigen Funktionsanforderungen weitgehend gerecht werden, denn ohne Nutzung und ohne Nutzer ist Erhaltung für die Zukunft kaum möglich. |
Gerade
unter dem Aspekt positiver Baustoffeigenschaften hat Lehm bemerkenswerte
Pluspunkte. Das Problem liegt darin, dass diese der Allgemeinheit noch
kaum bekannt sind und dass es gegen die Werbung der Großproduzenten gängiger Baustoffe recht schwierig ist, Lehm von seinem hergebrachten Image eines "Arme-Leute-Baustoffs" zu befreien. Für die Denkmalpflege sind besonders jene Eigenschaften von Vorteil, die es ermöglichen, Bau-werke ganz oder teilweise modernen Nutzungserfordernissen anzupassen, ohne dabei auf andere als die vorgefundenen historischen Baustoffe ausweichen zu müssen. Dies entspricht der denkmalpflegerischen Grundforderung, Reparaturen in authentischen Materialien und Hand-werkstechniken auszuführen, um neue Gefährdungen des Bestandes durch unerprobte Baustoffkombinationen zu vermeiden und zugleich eine harmonische formale Einfügung und Alterung sicherzustellen. Unter diesen Aspekten sind folgende Eigenschaften des Lehms besonders hervorzuheben: - Lehm ist leicht reparaturfähig und hundertprozentig recycelbar. Die unbegrenzte und durch erneute Befeuchtung auch einfach zu praktizierende Wiederverwertbarkeit von Lehm ermöglicht es, beschädigte Bauteile mit objektidentischem Material zu reparieren, statt Ersatzteile einzufügen, wie das heute weithin üblich ist. |